Bosse – 12.3.2019 – Tonhalle München
Bosse gelingt es sofort, aus der Menge der Besucher eine große Gemeinschaft zu formen. Das liegt an der offenen, ehrlichen und einsatzbereiten Art von Bosse. Diese Art lernt man schon (pünktlich um 20:00 Uhr) kennen: Er betritt alleine die Bühne, begrüßt die Besucher, bedankt sich für eine ausverkaufte Tour und sagt die Vorband persönlich an. Auch während seines Auftritts spricht er immer wieder mit dem Publikum, erklärt etwas zu seinen Titeln und sorgt für eine fröhliche Atmosphäre. Er nutzt die ganze Bühne, steht beim Singen nie still – und ist schon nach dem ersten Titel triefend nassgeschwitzt. Das hindert ihn nicht daran, nach Vorwarnung („ich bin eklig“) zweimal mitten ins Publikum zu gehen und dort zu singen.
Die Stimmung ist hervorragend – und wenn Bosse ruft „ich will eure Hände sehen“, sind alle, wirklich alle Hände oben. Man merkt, dass hier kaum Konzerttouristen zu Gast sind, sondern dass alle genau diesen Interpreten schätzen und ihn sehen wollen.
Trotz der im Ganzen hervorragenden Stimmung zündet nicht jeder Titel so richtig. Das liegt einfach am Songmaterial. Bosse ist ja nicht schnulzig, spielt in den langsamen Passagen keinen Kuschelrock – stattdessen Stücke mit nachdenklichen und anspruchsvollen Texten. In den schnellen Passagen spielt die Band keinen Rock, die Rhythmen sind nicht einfach – die Texte sind natürlich ebenfalls anspruchsvoll, aber das Publikum lässt sich von Bosse anstecken, nimmt jede Gelegenheit zum Mitspringen und Mitklatschen wahr.
Mit einem Gastauftritt von Herrn Spiegelei (Deichkind) wird die Stimmung auf den Höhepunkt gefahren.
Die Band ist besetzt mit 1 x Schlagzeug, 2 x Keyboard, 2 x Gitarre, 2 x Multiinstrumentalisten. Zumindest an meinem Platz war der Sound mittelmäßig. Die Stimme von Bosse kam klar rüber, die anderen Instrumente ließen sich nur teilweise identifizieren. Aber, was man sehr loben muss: Die Lautstärke war immer angemessen.
Nach einer langen Zugabe und 120 min endet ein Konzert mit sehr großem Gemeinschaftsgefühl und vielen guten Schwingungen.
Als Vorband spielte 30 min DOTA & Band. Leider schlecht ausgesteuert. Außer Bassdrum und Gesang war nicht viel zu hören und vom Gesang verstand man nur die Hälfte. Trotzdem hinterließ DOTA den Eindruck einer begabten Künstlerin.